Katalog

Anna Kluczny, 2011-05-05
Bielsko-Bia³a

Jêzyk niemiecki, Artyku³y

Zur Arbeit mit landeskundlichen Bildern

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Zur Arbeit mit landeskundlichen Bildern
Anna Maria Kluczny

Bei der Arbeit mit landeskundlichen Bildern sind nach MACAIRE/HOSCH (1996: 98) folgende Punkte zu beachten:
• „Es ist nicht möglich und auch nicht wünschenswert, ein einheitliches Deutschlandbild zu vermitteln.”
• Die Lerner sollten die Möglichkeit haben, ihre Kenntnisse über Deutschland selbst zu erweitern und zu differenzieren. Deswegen sollte das Deutschlandbild, das im Unterricht vermittelt wird, dynamisch und flexibel sein.
• Im Fremdsprachenunterricht sollte die Arbeit mit landeskundlichen Bildern im Zusammenhang mit Ergänzungsangeboten (Texte, die vertiefen, erklären, usw.) stehen. Demzufolge ist eine Vielzahl von Interpretationen möglich.
• Die ausgewählten Bilder sollten „(...) Möglichkeit zum Vergleich enthalten und auf die eigenen Erfahrungen zurückzubeziehen sein.”
• Für das landeskundliche Lernen ist es bedeutsam, dass die Lernenden die erste, naive Deutungsphase, aus der sie heraustreten sollten, durch eine schattierte Interpreta-tion ersetzen.
Im folgenden Kapitel werden die Kriterien der Auswahl landeskundlicher Bilder angegeben und kurz besprochen. Nachher kommen Hinweise für den Lehrer, wie er das vorgefundene Bildmaterial für den Unterricht aufbereiten soll. Im dritten Teil werden zahlreiche Möglichkeiten der Arbeit mit landeskundlichen Bildern im Unterricht geschildert. Anschließend wird die Wirksamkeit von Bildern auf die Lerner besprochen.

1.1. Kriterien der Auswahl landeskundlicher Bilder

Neuere Lehrwerke enthalten einen breiten Fächer von Bildern. Doch der Lehrer kann ergänzend zu den Lehrwerktexten aktuelle Bildmaterialien verwenden. Die richtige Auswahl von Bilddokumenten „(...) beeinflusst das methodische Vorgehen und den gesamten Unterrichtsverlauf” (MACAIRE/ HOSCH, 1996: 58) sowie die Motivation der Lerner und ihre Lernfortschritte. MACAIRE/HOSCH (1996: 60-68) gliedern die Auswahlkriterien in allgemeine und spezifische Kriterien. Beide Arten werden im Einzelnen folgendermaßen ausgearbeitet:
1. Allgemeine Auswahlkriterien:
1.1. Technische Qualität der Bilder
1.2. Ästhetischer Genuss
Das Bild sollte den Lernern gefallen, sie sollten sich von ihm angesprochen fühlen.
1.3. Informationsreicher Bildinhalt
1.4. Bezug zum Interesse/zur Erfahrungswelt der Lerner
1.5. Offenheit der Bilder
Offene Bilder regen zum Denken und Sprechen an, sie lassen viel Raum für Fragen und Vermutungen offen. Dabei werden vier Arten der Offenheit unterschieden:
• Räumliche Offenheit
• Zeitliche Offenheit
• Soziale Offenheit
• Kommunikative Offenheit
1.6. Detailfülle
„Bilder mit vielen Details eignen sich besonders gut für den Unterricht: Sie motivieren zum Sprechen, sie berücksichtigen die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler, sie können methodisch zur Wortschatzerweiterung die-nen, sie wecken die Lust am Entdecken immer wieder neuer Details und fördern damit das genaue Hinsehen.” (MACAIRE/HOSCH, 1996: 65)
1.7. Sprachliche Voraussetzungen der Lernenden

2. Spezifische (landeskundliche) Kriterien:
2.1. Vorwissen der Lerner
2.2. Authentizität der Bilder
2.3. Aktualität
2.4. Perspektive und Repräsentativität
Es geht um die Wirkung des Bildes auf den Betrachter. Fotos erscheinen „(...) dem Betrachter auf den ersten Blick repräsentativ für die fremde Kultur.” (MACAIRE/HOSCH, 1996: 68). Jedes Bild spiegelt doch die Realität immer aus der Sicht eines Menschen. Daher ist es sowohl objektiv als auch subjektiv.
2.5. Nähe oder Ferne zur eigenen Kultur?
Dabei handelt es sich um solche Bilder, die der eigenen Kultur nahe sind, damit der Kulturschock vermieden werden könnte, und um solche, die dem eigenen Kulturkreis sehr fremd sind, damit die Neugier auf die Zielkultur geweckt werden könnte.
Im Großen und Ganzen führt BIECHELE (1996:755) ähnliche Auswahlkriterien landeskundlicher Bildmaterialien an. Auch sie behauptet, dass die Bilder authentisch und aktuell sowie funtionsgerecht sein müssen, dass sie sich durch einen hohen Qualitätsgrad auszeichnen und an die Erfahrungswelt der Lerner anknüpfen sollten. Von Bedeutung ist ebenfalls, dass Bilder etwas Ungewohntes und Unerwartetes beinhalten sowie „(...) inhaltliche Leerstellen wie auch gestalterische Lücken aufweisen und damit eine tiefere Auseinandersetzung und ein Handeln als Ergänzen, Vervollständigen usw. bewirken.” Die weiteren von BIECHELE angegebenen Kriterien der Auswahl von Bildmaterialien sind die Aufgabenfähigkeit von Bildern und die Veranschaulichung soziokultureller Beziehungen. Bei der Auswahl landeskundeorientierter Bilder ist ebenso zu beachten, dass verschiedene Bildarten aus verschiedenen Zeitepochen im Fremdsprachenunterricht berücksichtigt werden.
Aus den oben genannten Auswahlkriterien landeskundlicher Bildmaterialien für den Fremdsprachenunterricht lässt es sich schließen, dass folgende Kriterien bei der Auswahl landeskun-licher Bilder am wesentlichsten sind:
• Authentizität des Materials
• Aktualität der Bilder
• Qualität des vorgefundenen Materials
• Informationsreicher Bildinhalt
• Anknüpfung an die Erfahrungswelt der Lerner
• Erhöhung der Lernmotivation

1.2. Aufbereitung vorgefundenen Bildmaterials

Nachdem der Lehrer Bilder mit landeskundlichen Inhalten für seinen Unterricht ausgewählt hat, muss er sein Material aufbereiten. MACAIRE/HOSCH (1996: 9) schlagen dabei folgende Schritte vor:
• Bildtyp
Der Lehrer sollte überlegen, mit welcher Art von Bildern er arbeiten will.
• Lernziel
Er sollte den Zweck der Arbeit bestimmen.
• Funktion
Der Lehrer muss einzelne Bilder den jeweiligen Lernzielen anordnen.
• Rezeption
Der Lehrer muss die möglichen Reaktionen der Lernenden auf Bilder und verschiedene Möglichkeiten ihrer Wahrneh-mung von Bildern auflisten.
• Methodik
Einzelne Schritte und das methodische Vorgehen müssen vom Lehrer behandelt werden.
Diese Liste kann mit den Vorschlägen von HEYD (1991: 267f.) erweitert werden. Ihrer Ansicht nach sollte der Lehrer sich Überlegungen zu folgenden Punkten machen:
1. Einschätzung der didaktischen Qualität des Materials
2. Vorbereitung von Verstehenshilfen (z. B. Wortschatzliste)
3. Art und Umfang benötiger Verstehensstrategien bei Lernern
4. Übungsfolge
Dagegen behauptet ERDMENGER (1982: 201), dass der Lehrer, bevor er mit dem vorgefundenen Material im Unterricht zu arbeiten beginnt, folgende Aufgaben zu erfüllen hat:
- „(...) Materialien nach seinen Zielen und nach seiner Zielgruppe auszuwählen,
- Ziele für ihren Einsatz zu setzen,
- die mit dem Einsatz verbundene Vor- und Nacharbeit zu planen.”
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Lehrer vor der eigentlichen Arbeit mit dem Bildmaterial im Fremdsprachenunterricht einige Gedanken zu verschiedenen Punkten machen muss. Er sollte bestimmte Bildtypen auswählen und sie den jeweiligen Lernzielen anordnen. Er muss auch die Rezeption der Bilder durch seine Lerner ‘voraussehen’ und über das methodische Vorgehen im Unterricht nachdenken.

1.3. Möglichkeiten der Arbeit mit landeskundlichen Bildern

Bilder können im Fremdsprachenunterricht auf verchiedene Art und Weise präsentiert werden. Das Ziel der Arbeit mit Bildern ist nach BIECHELE (1996: 756), den Lerner zu motivieren, ihn zu erregen, zum Mitspielen zu bringen, „(...) ihn mittels geeigneter Aufgaben zur elaborativen Verarbeitung / zum indikatorischen Verstehen zu führen.” Damit dieses Ziel erreicht werden könnte, muss der Lehrer unterschiedliche methodische Wege gehen. Dabei werden von BIECHELE folgende Möglichkeiten der Arbeit mit Bildern vorgeschlagen:
• mit Bildern handeln, d.h. sie wählen, auswählen, umgestalten, ordnen, ...
• in Bildern handeln, d.h. Rollen von Personen in Bildern (nicht) sprachlich gestalten, ...
• Bilder beschreiben, z. B. bei dem Aufgabenwechsel, Perspektivenwechsel.
Nach BIECHELE (1996: 756) sollten Bilder im Unterricht in unterschiedlichen Phasen behandelt werden. Das bedeutet, dass das Bild den Lernern in Details nicht auf einmal präsentiert werden kann. Diese Bildpräsentation wird von MACAIRE/ HOSCH (1996: 109-135) in drei Phasen gegliedert. In jeder Phase werden einige Vorschläge des Vorgehens mit Bildern angegeben, und zwar:
1. VOR der Bildpräsentation geht es um die Vorentlastung des Bildes:
1.1. durch ein Assoziogramm
1.2. durch eine Redemittelliste/Wortschatzliste
1.3. durch einen Impuls
2. WÄHREND der Bildpräsentation kann der Lehrer wie folgt vorgehen:
2.1. Bilder beschreiben - Hypotesen bilden
2.2. Bilder aufdecken - Hypotesen bilden
2.3. Text und Bild zuordnen:
2.3.1. Direkt zuordnen
2.3.2. Landeskundliche Bilder zuordnen
2.3.3. Den Text durch das Bild vorentlasten
2.3.4. Literarische Texte und Kunstbilder vergleichen
2.4. Mit Bildgeschichten arbeiten:
2.4.1. Sprechblasen zuordnen und ausfüllen
2.4.2. Eine Geschichte fortsetzen
2.4.3. Eine Geschichte erfinden
2.4.4. Eine Bildgeschichte puzzeln
3. NACH der Bildpräsentation sind folgende Arbeitsformen möglich:
3.1. Mündliche Weiterarbeit:
3.1.1. Eine Geschichte nach dem Bildende fortsetzen
3.1.2. Eine Geschichte zeitlich erweitern
3.1.3. Eine Geschichte aus der Perspektive verschie-dener Personen erzählen
3.1.4. Personen bewerten
3.1.5. Rollenspiel machen
3.1.6. Diskussion führen
3.2. Schriftliche Weiterarbeit:
3.2.1. Einen Brief schreiben
3.2.2. Ein Drehbuch schreiben
3.3. Kreative Arbeitsmöglichkeiten:
3.3.1. Collagen erstellen
3.3.2. Wandausstellungen gestalten
3.3.3. Märchen/Stereotype darstellen
Alle oben erwähnten Vorschläge können in verschiedensten Varianten im Unterricht angewendet werden. Sie sind bei geeignetem Material auf landeskundliche Bilder zu übertragen, deswegen können sie vom Lehrer im landeskundeorientierten Fremdsprachenunterricht verwendet werden.

1.4. Zur Wirksamkeit von Bildern

Bilder exisieren nicht für sich, sondern sind ein Ausschnitt aus einer Welt, einer Kultur. Nach MACAIRE/HOSCH (1996: 20ff.) werden sie „(...) erst durch den Betrachter zum Leben erweckt.” Und „die Wahrnehmung des Bildinhaltes ist immer auch abhängig von den subjektiven und kulturbedingten Erfahrungen des Betrachters.” Bei der Wahrneh-mung von Bildern geht es, wie bei der Rezeption von Texten, um einen aktiven Prozess. Er geht vom Bekannten zum Unbekannten. Zuerst sieht der Betrachter das Bekannte, erst dann kommt es zur Detailauswertung und Fremdwahrnehmung. Dieser Prozess erfolgt meist unsystematisch. Weiter schreiben MACAIRE/HOSCH, dass es wichtig ist, im Unterricht nur mit solchen Bildern zu arbeiten, die nicht zu viel Unbekanntes und nicht zu viel Vokabelwissen voraussetzen, damit keine Sprachbarriere entsteht. Dabei ist es erforderlich, bei landeskundlichen Bildern den Lernern Zusatzinformationen zu geben, damit sie Bilder nicht nur oberflächlich interpretieren.
STURM (1994: 85) meint, dass die ästhetische Wirkung von Bildern nicht zu objektivieren ist. Die Reaktion der Lernenden auf einzelne Bilder ist nicht prognostizierbar. Eine erhebliche Rolle bei der Einschätzung von Bildern spielen seiner Ansicht nach auch Generationsunterschiede und unterschiedliche kulturelle Prägungen.
Informationsreiche Bilder fördern nach WEIDENMANN (1989: 140f.) den Lernprozess. In vielen Studien wurde festgestellt, dass sich bei denjenigen Lernern, die mit einer Text-Bild-Kombination arbeiten, ein großer Lernvorteil zeigt. Es ist aber zu erwähnen, dass dekorative Bilder wirkungslos bleiben. Dementsprechend sollten im Unterricht, wie weiter WEIDENMANN, solche Bilder gebraucht werden, deren Gestaltungsqualität hoch ist und deren Verknüpfung mit dem Text ernsthaft ist.
LITERATURVERZEICHNIS:
1. BIECHELE, B. (1996): Bilder als Kommunikate und Lernmedien im Fremdsprachenunterricht / DaF. In: Info DaF 23, 6/1996, S. 746-757.
2. ERDMENGER, M. (1982): Alternative Lehrmaterialien und Medienverbund. In: Kongressdokumentation der 9. Arbeitstagung der Fremdsprachendidaktiker, Gunter Narr Verlag, Tübingen, S. 199-208.
3. HEYD, G. (1991): Deutsch lehren. Grundwissen für den Unterricht in DaF, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt/M.
4. HEYD, G. (1997): Aufbauwissen für den Fremdsprachenunterricht (DaF). Ein Arbeitsbuch. Kognition und Konstruktion, Gunter Narr Verlag, Tübingen.
5. JEZIERSKI, F. (1985): Rola i znaczenie materia³u pozapodrêcznikowego w nauczaniu jêzyka obcego. In: JOwSz, Warszawa, S. 233-237.
6. MACAIRE, D. / HOSCH, W. (1996): Bilder in der Landeskunde, Langenscheidt, Berlin u. a.
7. STURM, D. (1994): Visualisierung. In: Zur Analyse, Begutachtung und Entwicklung von Lehrwerken für den fremdsprachlichen Deutschunterricht, (Hg.) Kast, B. / Neuner, G., Langenscheidt, Berlin und München, S. 84-94.
8. WEIDENMANN, B. (1989): Das Bild im Sprachunterricht: Lehrhilfe oder Lehrgegenstand? Anregungen am Beispiel „Wirtschaftskommunikation”, Jahrbuch DaF 15/89, S. 132-147.
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